Der menschliche Körper hat wenig mit Strassen gemeinsam. Wenn sich aber Flüssigkeit in den Gliedern staut, ist das mindestens so unangenehm wie verstopfte Verkehrswege. Dank der Lymphdrainage sind aber körperliche Stauungen wesentlich einfacher zu beseitigen als solche auf der Strasse. 

Der gesunde menschliche Körper ist ein faszinierendes System, das sich auf grossartige Weise selbst reguliert. Das Lymphsystem spielt dabei eine bedeutende Rolle: Es ist auf den Transport von Nähr- und Abfallstoffen spezialisiert und entsorgt in den Lymphknoten auch Krankheitserreger wie Bakterien und Fremdkörper. Dafür nutzt der Körper eine wässerige Flüssigkeit, die so genannte Lymphe.

Verschiedene Ursachen für Lymphödeme

Diese Lymphe fliesst im Normalfall sehr unauffällig von Kopf bis Fuss durch die Lymphgefässe. In besonderen Fällen kann der Abtransport dieser Flüssigkeit aber stocken. Sie staut sich auf und sorgt so für sicht- und spürbare Schwellungen. In der Fachsprache spricht man vom Lymphödem. Häufig treten Lymphödeme an Beinen und Armen auf. Sie können sich aber auch im Gesicht oder am Rumpf bilden.

Die Gründe für ein Lymphödem sind vielfältig. Sie können angeboren sein (primäre Lymphödeme) und entstehen ohne äusseren Einfluss. Sehr viel häufiger werden sie durch eine Erkrankung verursacht, oder sie sind Folge einer Operation oder medizinischen Behandlung, beispielsweise in der Krebstherapie.

Lymphödeme selbst sind zwar nicht schmerzhaft. Durch die Ansammlung der Flüssigkeit können aber andere Körperteile in ihrer Funktion beeinträchtig werden. So können Druckstellen schmerzen oder die Beweglichkeit unter den Schwellungen leiden. Ein Lymphödem kann dadurch auch eine Fehlbelastung des Körpers und in der Folge Schmerzen in Muskeln und Gelenken verursachen.

Lymphdrainage wirkt im Verbund

Es lohnt sich daher auf jeden Fall, ein Lymphödem zu behandeln. Als äusserst wirkungsvoll hat sich die so genannte «Komplexe physikalische Entstauungstherapie» bewährt. Dabei können folgende vier Methoden angewendet werden:

  • Kompressionstherapie mit Druckverbänden
  • Entstauende Bewegungsübungen
  • Hautpflege
  • Manuelle Lymphdrainage

Die Manuelle Lymphdrainage  ist eine Spezialität der Physiotherapie, und daher leistet diese einen wertvollen Beitrag in der Behandlung von Lymphödemen. Dabei werden dank speziellen Handgriffen die Lymphgefässe angeregt und die der Abtransport der aufgestauten Flüssigkeit gefördert. So einfach sich das anhört, ist es leider nicht: Die Therapie soll zwar das Lymphsystem in Schwung bringen, aber nicht die Durchblutung der behandelten Glieder verstärken. Da Blutkreislauf und Lymphgefässe sehr dicht beieinander liegen, müssen die Griffe exakt an den richtigen Stellen und in die richtige Richtung ausgeführt werden. Eine Therapeutin oder ein Therapeut benötigt dafür viel Fachwissen über die Anatomie des Körpers und die Funktion der Gefässe.

Die Manuelle Lymphdrainage  entstaut, lindert Schmerzen, entspannt Muskeln und stärkt Abwehrkräfte. Die ersten drei Effekte sind medizinisch anerkannt. Der letztgenannte Effekt ist schwierig nachzuweisen und daher in Fachkreisen umstritten.

 

Behandlung mit vielfältigem Nutzen

Unbestritten ist hingegen, dass die Techniken der Lymphdrainage nicht nur bei der Behandlung von Lymphödemen Wirkung zeigen. Sehr nützlich ist sie auch, wenn ein Lipödem behandelt werden muss, also eine Häufung von Fettgewebe im Körper. Zudem hilft Lymphdrainage, Schwellungen nach einer Operation abzubauen. Als gut erträglich und wirkungsvoll hat sie sich zudem bei der Behandlung von Stauungen in den Blutgefässen erwiesen, die unter dem Fachbegriff „Chronisch-venöse Insuffizienz“ (CVI) bekannt ist und sich häufig in Form von Krampfadern zeigt.

Daneben kann die Manuelle Lymphdrainage auch förderlich sein bei der Behandlung von anderen Krankheiten und körperlichen Leiden. Dazu gehören Chronische Polyarthritis, CRPS (complex regional pain syndrome, ehemals Morbus Sudeck oder Schwellungen, die durch einen Schlaganfall verursacht wurden. Selbst bei Kopfschmerzen kann Manuelle Lymphdrainage je nach Ursache des Schmerzes eine Linderung herbeiführen.

Darüber hinaus gibt es weitere, nicht-krankheitsbedingte Einsatzgebiete für die Lymphdrainage: Schwangerschaft kann bei Frauen beispielsweise zu Flüssigkeitsablagerungen führen, die vor allem abends und nach langem Stehen auftreten. Cellulite ist ein weiteres Anwendungsgebiet. Wissenschaftlich eindeutig belegt ist die Wirkung von Lymphdrainage hier aber nicht.

Manuelle Lymphdrainage bei Manomed

Durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Lymphdrainage ist diese Therapieform bei uns sehr gefragt. Drei Physiotherapeutinnen haben sich in dieser Behandlungsmethode weitergebildet und besitzen viel praktische Erfahrung. In der Regel kümmert sich eine Therapeutin während der gesamten Behandlungsdauer um eine Patientin oder einen Patienten. Damit stellen wir sicher, dass Fortschritte im Laufe der Therapie erkannt werden und die Behandlung sich danach ausrichtet.

Zur Autorin:

Jasmin Zettel  besitzt mehr als 30 Jahre praktische Erfahrung mit Lymphdrainage und hat sich im Laufe Ihrer Arbeit in dieser Therapieform weitergebildet, zuletzt am 1. Schweizer Lymphsymposium im September 2019.