Keine Muskelfunktion ohne Faszien
Um ihre Bedeutung zu erkennen, muss man zuerst wissen, was Faszien sind und wie sie funktionieren. Die Rheumaliga Schweiz bezeichnet Faszien als das, was früher unter dem Namen Bindegewebe bekannt war. Es handelt sich dabei um Proteinfasern. Sie umhüllen jeden Muskel und sind damit im ganzen Körper vorhanden. Eine wichtige Funktion ist, dass dank ihnen benachbarte Muskeln aneinander entlangleiten können. Zudem stützen Faszien den Muskel und halten ihn in seiner Form. Faszien sind aber nicht nur passives Gleitmittel und Gerüst. Die neuste Faszienforschung hat ergeben, dass sich Faszien unabhängig von Muskeln zusammenziehen können. So speichern sie Energie und unterstützen die Muskeln bei der Kraftübertragung.
Ein empfindsames Netz
Gesundheitswissenschaftler haben auch herausgefunden, dass Faszien sehr stark von Nerven durchzogen sind – viel mehr sogar als Muskeln. Dadurch ist das Bindegewebe schmerzempfindlicher und beeinflusst körperliche Beschwerden wahrscheinlich sogar mehr als Muskeln. Die beiden Frankfurter Forscher Dr. Jan Wilke und Prof. Winfried Banzer konnten zudem nachweisen, dass alle Faszien im Körper zusammenhängen. Sie bilden ein feines Netz, das den ganzen Körper durchdringt. Diese Entdeckung ist eine Erklärung dafür, dass Schmerzen nicht an den verursachenden Stellen auftreten, sondern in ganz anderen Körperteilen.
Verklebte Faszien verursachen Schmerzen
Doch wie kommt es, dass Faszien Schmerzen verursachen? Mediziner haben herausgefunden, dass Faszien empfindlich reagieren auf Reize wie Stress und zu schwere körperliche Belastung. Sie reagieren aber auch darauf, wenn der Körper zu wenig bewegt wird. «Wer sich nicht bewegt, verklebt», fasst es der Faszienforscher Robert Schleip kurz und prägnant zusammen. Sowohl bei Überforderung wie auch bei Unterforderung können die an sich geschmeidigen Faszien verhärten und ihre Beweglichkeit verlieren. Sie senden dann Warnsignale an die Muskeln aus, die in der Folge Entzündungsstoffe ausschütten und so zu schmerzen beginnen.